Als hätte ich nicht genug Jacken, habe ich mir noch eine – für die Übergangszeit – genäht. Kürzlich kam ein neues Muster von Merchant & Mills heraus. Da ich erstaunlicherweise noch nichts von diesem Label genäht habe war das ein guter Anlass, dies nachzuholen.
“Denham” ist eine zweireihig geknöpfte Jacke mit großem Reverskragen und schräg eingesetzten Taschen mit Klappe. Sie ähnelt einer Cabanjacke. Die Inspiration zu diesem Design kam aber nicht von der Marine oder Seefischerei, sondern von österreichischen Bergsteigern. So steht es jedenfalls in der Beschreibung von Merchant & Mills. Da ich mir unter einer traditionellen österreichischen Bergsteigerjacke nicht viel vorstellen konnte, habe ich kurz recherchiert und einen Online-Shop für Retro-Bergbekleidung gefunden (“Was es nicht alles gibt!”). Dort entdeckte ich eine ähnliche Herrenjacke – aus Schurwolle und mit Hornknöpfen.
Stoffauswahl
Für meine Variante bin ich dann doch in die maritime Richtung geschwenkt: mit einem dunkelblauen Jeansstoff und silbernen Knöpfen, die ich von einem ausrangierten Mantel abgeschnitten habe.
Der Schnitt eignet sich laut Anleitung für Materialien wie Oilskin, Leinen, Denim, Wolle, Cord oder Baumwoll-Twill. Mein Jeansstoff hat ein Gewicht von schätzungsweise 12 OZ. Empfohlen werden 8-12 OZ, was ja eine ganz schöne Bandbreite ist. Meine Jacke ist eher schwerer, aus Leinen wäre sie mir zu leicht.
Außerdem ist meine Jacke mit einem blau-weiß gestreiften Futterstoff gefüttert. Ich bin grundsätzlich ein Fan gefütterter Jacken, zumal wenn eine Tasche eingearbeitet wird.
Schnitt & Verarbeitung
Das Schnittmuster enthält eine Variante für eine gefütterte bzw. ungefütterte Jacke, so dass das Füttern sehr bequem ist. Den Futtersaum habe ich in zwei Schritten von Hand angenäht: 1. Saum feststecken 2. leicht hochschieben und von Hand am Jeansstoff festnähen.
Den Kragen habe ich laut Anleitung zwischen die Belege gefasst und in einem Rutsch festgesteppt. Eine Spiegelnaht wäre natürlich professioneller. Da ich die Jacke ursprünglich als Probeteil geplant hatte, habe ich hier die schnellere Variante gewählt.
Mit den Knopflöchern bin ich nicht super zufrieden. Ich habe sie mit der Maschine gearbeitet – was irgendwie suboptimal ist, da nach dem Einschneiden die weißen Fäden des Stoffes zum Vorschein kommen.
Aus diesem Grund habe ich auch auf das Knopfloch am Revers verzichtet. Vorgesehen ist, die Jacke am Hals komplett zu schließen. Da habe ich mir erspart – auch da ich die Jacke nicht vollkommen zugeknöpft tragen werde.
Ein weiteres Detail sind die Riegel am Ärmel und die Ziernähte, mit denen ich mich (trotz Topstitch-Nadel) immer noch etwas schwer tue.
Insgesamt habe ich übrigens 12 Metallknöpfe (6 vorne, 2 an den Taschenklappen und 4 an den Ärmeln) angenäht. Ein weiterer flacher Innenknopf sorgt dafür, der breite Beleg bei geschlossener Jacke nicht nach unten fällt. Laut Anleitung werden 16 Knöpfe benötigt.
Die Taschen haben für mich eher einen dekorativen Wert, da die Knöpfe nicht dazu einladen, die Hände reinzustecken.
Passform & Änderungen
Die kurz geschnittene Jacke hat eine sehr legere und bequeme Passform, an der ich keine Änderungen vorgenommen habe, wenn man von den zwei Zentimetern Zugabe am Ärmelsaum absieht. Genäht habe ich in Größe 12.
Mein Fazit: Denham ist ein vielseitig nutzbarer Jackenschnitt für die Übergangszeit. Der Stoff sollte nicht zu schwer sein – tatsächlich nicht mehr als 12 OZ – aus einem leichten Leinen kann ich ihn mir aber auch nicht wirklich vorstellen. Baumwoll-Twill oder Oilskin dürften ebenfalls eine gute Wahl sein. Den Preis von 12,50 Euro finde ich in Ordnung, zumal ein Futterschnitt und eine ausführliche Anleitung enthalten sind.
Ich wünsche Euch eine gute Woche und winke mal rüber zum MeMadeMittwoch – heute moderiert von der “Nähkatze Carola”.
Liebe Grüße
Eure Julia
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Deine Jacke gefällt mir sehr gut und steht dir ausgezeichnet. Die Knöpfe sind ja sehr detailreich gestaltet.
Vielleicht kannst du die Knopflöcher mit blauem Edding behandeln?
LG, Heike
Die Jacke sieht soooo cool aus! Richtig klasse und steht dir ausgezeichnet.
Sie hat einen super Stand und dieses gewisse Etwas, das all deine Projekte auszeichnet.
LG Miriam
Oh… wie ist die Jacke dir gut gelungen…. Steht dir sehr gut.
Ich mag die Schnitte von M&M ja sehr gerne .
LG
Christine
Mein erster Eindruck von deiner Jacke war maritim, aber als du Bergsteiger erwähnt hast, hatte ich die Jacke sofort in graugrünem Loden vor Augen, so à la Luis Trenker. Da sieht man wieder, wie Stoff, Farbe und Accessoires einen Stil ausmachen und einen Schnitt wandeln können. Deine Jacke jedenfalls gefällt mir wieder mal sehr gut.
LG heike
Hallo liebe Julia!
Sehr überrascht war ich, als ich unseren online Shop in Deinem Artikel entdeckte!
Aber wie es der Zufall wollte….
Ich beobachte Deinen Blog schon einige Jahre, da ich Deinen Stil sehr besonders und inspirierend finde.
Wir haben wirklich Bergsteiger der ca. 30er Jahre als Vorbilder für unsere retro Kleidung genommen.
Und als ich den Artikel anfing zu lesen, kam mir auch eine Ähnlichkeit zu unserer Jacke in den Sinn.
Viele Grüße aus Oberbayern, die Constanze
Hallo Constanze,
das ist ja ein lustiger Zufall. Also ich kannte eure Seite vorher nicht – das Münsterland ist aber auch keine Bergsteiger-Region! Offenbar ist das Thema “Retro-Bergsteiger” nicht so ausgefallen, wie ich dachte. Jedenfalls finde ich es klasse, immer wieder etwas Neues zu entdecken.
Herzliche Grüße nach Oberbayern!
Julia
Wow, die ist dir auch wieder total gut gelungen! Mit dem Jeansstoff und den Metall Knöpfen ist sie richtig besonders und einfach cool! Lg Sarah
Hallo Sarah,
der (Kauf)Mantel, von dem ich die Knöpfe abgeschnitten habe, war ein Teil, das ich früher gerne getragen habe. Irgendwann war der Stoff so verschossen, dass ich ihn entsorgen musste. So sind wenigstens die Knöpfe von diesem Lieblingsteil geblieben.
LG Julia
Deine Jacke ist ein absolutes Prachtstück, sie schaut einfach umwerfend aus. Die vielen kleinen Details gefallen mir sehr. Ich favorisiere ebenfalls Futter in Jacken einzunähen, schaut einfach besser und professioneller und wertiger aus.
Viele Grüße,
Sandra
… und es gibt so schöne Futterstoffe, die oftmals auch ein toller Hingucker sind.
LG Julia
Die Jacke löst den Reflex, haben wollen bei mir aus. Auf eine Bergsteigerjacke wäre ich nicht gekommen, wie sehr sich hier die Mode geändert hat. LG Jeanette
Die Mode ändert sich und irgendwie kommt doch alles wieder.
LG Julia
Jede Deiner Jacken ist ein Augenweide – davon kann frau nun wirklich nicht genug haben. Toll die schönen Knöpfe und wie schön, dass du sie von einem anderen Teil retten konntest. Das Desing der Jacke ist klasse und wie schön das Kontrastfutter dazu wirkt. Klasse!
Hallo Frau Küstensocke,
vielen Dank! Tatsächlich habe ich sogar noch Knöpfe übrig. Der Mantel ist längst entsorgt und ich finde es toll, dass wenigstens die Knöpfe überlebt haben. Knöpfe sind ja auch ein ganz schöner Kostenfaktor …
LG Julia
Ich glaube, mein Kommentar ist nicht abgeschickt, hmmm. Falls doch, diese Doppelung bitte löschen. Geniale Jacke, toller Schnitt, den du gefunden hast. Ich vertehe das mit den Knopflöchern, denn sonst wäre alles wirklich perfekt. Kann man da vielleicht noch händisch drumrum nähen? LG Anja
Hallo Anja,
ich habe beim untersten Knopfloch noch mal von Hand umstochen, was die Optik aber nicht verbessert hat. Beim nächsten Mal würde ich die Jacke in eine Schneiderei mit Knopfloch-Nähmaschine geben. Paspelknopflöcher sehen beim Jeansstoff ja auch nicht gut aus.
Viele Grüße
Julia
Hallo Julia,
was wäre denn der Unterschied zwischen deinen Knopflöchern und denen der Schneiderei?
Grüße, Tina
Interessante Inspirationsquelle, auf der der Schnitt basiert; ich hätte beim Blick auf deine Jacke auch sofort auf einen Caban getippt.
Wie auch immer, deine Umsetzung sieht jedenfalls klasse aus und die vielen schönen Silberknöpfe sind ein tolle Detail.
LG von Susanne
Hallo Susanne,
ja, auf “Bergsteigerjacke” wäre ich auch nie gekommen 😉
Danke für Deinen netten Kommentar und viele Grüße
Julia