Obwohl ich nun wirklich keinen Mangel an Jacken habe, ziehen mich neue Jacken-Schnittmuster immer ganz besonders magisch an! Die “Dufte Lissi” ist ein wahrer Alleskönner – eine Mischung aus Strickjacke, Blazer, Überziehjacke, Shaket, was auch immer … Jedenfalls hat mich der lässige Look sehr begeistert, den Simone (@lesrobesdesimone), Liane (@einetuetestoff) und Bine (@echtknorke) kürzlich als Gemeinschaftsprojekt vorgestellt haben. Meine Variante zeige ich hier beim MeMadeMittwoch:
Die “Dufte Lissi” ist oversized geschnitten und hat große Armlöcher, so dass ein dicker Pulli drunter passt. Das ist auch gut so, denn das Teil ist ungefüttert.
Das Material
Als Stoff eignen sich wegen der offenkantigen Verarbeitung nur Materialien, die nicht ausfransen, wie z.B. Wollwalk. Im Schnittmuster sind auch Teddyplüsch und Fleece als mögliche Stoffqualitäten angegeben. Allerdings bin ich der Meinung, dass ein Walkstoff die erste Wahl für diese Jacke ist, da Plüsch zum Ausfransen neigt und Fleece eventuell zu labbrig wirken könnte. Der oversized Look braucht etwas Stand.
Darüber hinaus ist zu beachten, dass am Revers die linke Stoffseite sichtbar wird. Also brauchst Du eine schöne linke Stoffseite, oder Du schneidest einen Beleg zu (der im Schnitt nicht enthalten ist). Auch falls der Stoff etwas dünner ist, bietet sich ein Beleg an. Hierfür müsste man etwas mehr Stoff einkaufen. Die angegebenen 1,80-2,00 Meter sind allerdings auch reichlich. Bei meinem 1,50 Meter breiten Stoff bin ich (in Größe 38) mit 1,60 Metern ausgekommen. Einen Beleg habe ich nicht zugeschnitten, weil mein Stoff dick genug ist.
Der Zuschnitt
Die Nahtzugaben sind im Schnitt nicht enthalten und müssen daher zugegeben werden. Wegen der offenkundigen Verarbeitung musst Du darauf achten, wo eine Nahtzugabe anfällt und wo nicht. Das ist im Schnittmuster zwar gekennzeichnet – komfortabler hätte ich es allerdings gefunden, die erforderlichen Nahtzugaben im Schnitt direkt einzuzeichnen. Dann passieren weniger Fehler beim Zuschneiden.
Für einen sauberen Schnitt bietet sich der Rollschneider – insbesondere an den langen Kanten – an.
Meine Ärmel habe ich um 4 cm verlängert. Bei dem zweiteiligen Ärmel hätte ich eine Linie zum Verlängern praktisch gefunden. Man kann die Mehrlänge nicht einfach unten zugeben, da der Ärmel zum Saum hin schmaler wird. Ich habe mir also – im rechten Winkel zum Fadenlauf – selbst eine Linie im unteren Drittel des Ärmels gezeichnet (siehe Bild).
Auch bei der Jackenlänge habe ich etwas hinzugegeben. Mit 7 cm zusätzlicher Länge wird der Po bedeckt, was ich optisch ganz schön finde.
Eine kleine Änderung habe ich auch beim Kragen vorgenommen: Da der Wollwalk ein gewisses Volumen hat, empfehle ich, einen etwas kleineren Unterkragen zuzuschneiden. Das im Schnitt vorhandene Muster habe ich als Oberkragen verwendet und den Unterkragen etwas kleiner zugeschnitten. Dadurch fällt der Kragen insgesamt besser und schiebt sich nicht nach oben. Am Kragensteg ändert sich nichts. Beide Teile werden gleich groß zugeschnitten.
Die Verarbeitung
Bei den einzelnen Nähschritten habe ich mich brav an die (reich bebilderte und ausführliche) Anleitung gehalten. Nur hier und da habe ich ein paar Sachen anders gemacht:
Da nach dem Zuschneiden viele winzige Fussel auf meinem Tisch lagen, habe ich die Innenseiten zur Sicherheit mit der Overlock versäubert.
Die vorderen Schulternähte habe ich mit einem Vliselineband verstärkt, da Wollwalk ja leicht dehnbar ist. An den Schulternähten im Rückenteil sollte man das nicht tun, weil hier Weite eingehalten werden muss.
Interessant fand ich das Arbeiten mit gesteppten Hilfsnähten im Halsloch (siehe oben), die am Schluss wieder herausgezogen werden. Diese Art der Verarbeitung war neu für mich.
Für die Ziernähte habe ich ein dickeres Garn (Polyester-Ziergarn von Gütermann) für den Oberfaden benutzt. Der Kanten-Nähfuß leistet gute Dienste, denn hier ist Millimeterarbeit gefragt.
Für die Ziernaht habe ich den Stich auf 3,8 (statt wie vorgeschlagen 3) gestellt. Das muss man einfach auf einem Probestück testen. Das leicht grobe Gewebe scheint etwas von der Stichlänge zu schlucken.
Die Unterfaden-Spule ist mit normalem Garn aufgewickelt. Daher habe ich am Reversumbruch, wo die linke Stoffseite zur Außenseite wird, den Stoff einmal gewendet, damit der dicke Zierfaden weiter sichtbar bleibt.
Auf die vorgeschlagenen Streifen an den Säumen habe ich verzichtet. Mein Stoff ist fest genug, so dass ich den Ärmel- bzw. Jackensaum nur schmalkantig mit dem Ziergarn abgesteppt habe.
Ob man die Jacke schließen möchte, ist Geschmacksache. Ich habe zwei Druckknöpfe angenäht. Ein Aufhänger ist natürlich auch ein Muss!
Zum Schluss noch die Rückansicht:
Fazit:
Ein Nähprojekt, das viel Spaß gemacht hat! Echt dufte, diese Lissi. Eine zweite darf gerne bei mir einziehen!
Ich freue mich übrigens schon auf den MeMadeMittwoch Weihnachtskleid See Along, den die heutige Gastgeberin Melanie angekündigt hat!!
Beste Grüße
Eure Julia
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Eine schöne Jacke ist das geworden. Und wie du ja schreibst, für drinnen oder draußen geeignet, je nach Temperatur. Walk gefällt mir als Material auch sehr gut.
LG, Heike
Schicke Jacke. Sie ist Dir gut gelungen und gerade Kragen und Revers sind perfekt gemacht.
Ich finde es gut, dass Du solche Mängel wie keine Mehrweite am Oberkragen und Deine Tricks wie das Formband auf den Nähten zur Sprache bringst, denn für Anfänger ist es frustrierend, wenn eine Jacke wegen solcher Sachen nicht gelingt. So etwas regt mich immer auf, man hat massenhaft Bilder in einer Anleitung und am Ende ist man doch auf das eigene KnowHow angewiesen.
Viele Grüße, Stefanie
Eine sehr stylische Lissi, die dir sehr gut steht.
Ich hatte den Schnitt auch auf Insta schon gesehen und bin noch nicht so richtig warm mit ihm geworden, was vermutlich an der Mehrweite liegt. Die passt nicht so zu mir. Aber so aus Walk sieht sie echt toll aus.
LG Miriam
Liebe Julia,
ich freue mich, dass du als Jackenprofi dieses Schnittmuster umgesetzt hast. Das SM ist auch von mir nicht unentdeckt geblieben. Ich war mir hinsichtlich des Revers/Kragen nicht sicher. Es ist ja wirklich sehr besonders konstruiert, scheint aber (zumindest mit deinen Ergänzungen) zu funktionieren. Auf jeden Fall erstklassig von dir umgesetzt, mag auch den roten Aufhänger sehr.
LG Birgit
Liebe Birgit,
als ich finde die Konstruktion – gerade was den Kragen anbelangt – sehr gelungen (bis auf die Tatsache, dass mir ein Unterkragen-Schnittmuster fehlt). Auch finde ich die Anleitung mit den Hilfsnähten sehr nutzerfreundlich. Daher kann ich den Schnitt nur empfehlen.
LG Julia
Bisher hat mich dieser Schnitt noch nicht so angesprochen, Deine Variante und auch Deine Beschreibung könnten meine Einstellung zum Schnitt gerade verändern… vielleicht brauche ich so eine dufte Lissie auch noch, schwarzen Walk hätte ich tatsächlich noch im Vorrat.
Auch ich habe eine Vorliebe für Jacken fast aller Art.
Deine Dufte Lissie ist sehr gelungen und schaut einfach toll aus.
LG
Sandra
Vielen Dank, liebe Sandra. Wenn der Stoff schon da ist, steht dem Projekt ja fast nichts mehr im Wege.
Deine neue Herbstjacke habe ich eben schon bewundert!
Herzliche Grüße
Julia
Das es dich zu Jacken hinzieht kann ich gut verstehen, mir geht es ganz genauso. Danke für deine Ausführliche Beschreibung. Die Jacke steht dir sehr gut. LG Jeanette
Hallo Jeanette,
vielen Dank! Ich hätte noch erwähnen können, dass man für dieses Projekt eine scharfe Schere benötigt, um die überschüssigen Nahtzugaben abzuschneiden. 😉
LG Julia
Ein schönes schlichtes Jäckchen für kühlere Innenräume vermutlich auch super geeignet. Besonders die Kragenverabeitung gefällt mir. Kann es mir ohne Beleg auch nicht in Fleece oder Plüsch vorstellen. LG Anja
Liebe Anja,
genau! In zugigen Räumen tut diese Jacke gute Dienste. Heute hatte ich sie bei der Gartenarbeit an – also ein echter Allrounder!
Liebe Grüße
Julia