Ein Nähwochenende in Münster habe ich dazu genutzt, aus dem neuen Nähbuch der schwedischen Designerin Ann Ringstrand zu nähen.
Aus diesem Buch mit zehn Schnittmustern haben mich viele der gezeigten Kleidungsstücke angesprochen – insbesondere aber die “Archer Trouser”.
Die Hosenbeine sind extrem weit – zwei tiefe Falten im Bündchen tragen mit dazu bei. Das linke Vorderteil legt sich asymmetrisch über das rechte Bein. Die Gürtelschlaufen sind eher Zierde, weil auch das Bündchen nach vorne hin asymmetrisch verläuft und ein Gürtel kaum in Frage kommt.
Am Po bringen zwei Abnäher die Hose in Form. Eine große Gesäßtasche und zwei Taschen in der Seitennaht machen die Hose komplett.
Auf dem Foto trage ich die Archer Trouser zusammen mit einer Burdastyle-Bluse (Heft 2/2019), die ebenfalls beim Nähwochenende entstanden ist.
Die Bluse ist aus einem feinen Baumwollstoff von Liberty und ich hatte sie eigens für den Besuch der Gerhard-Richter-Ausstellung in Düsseldorf genäht. Die verwischten Blumen fand ich sehr passend zum Motiv der Unschärfe, das sich in einem Teil der Bilder findet.
Stoffauswahl
Aber zurück zur Hose: Für dieses Projekt habe ich ein schwarzes Wollmischgewebe aus meinem Vorrat gewählt, das ich schon letztes Jahr beim Stoffverkauf von Annette Görtz in Gütersloh mitgenommen hatte. Ann Ringstrand empfiehlt leichte bis mittelschwere Stoffe, zum Beispiel aus Wolle, Tencel oder Synthetik. Von Stoffen mit viel Stand (z.B. Popeline oder Leinen) rate ich ab! Der weite Schnitt braucht eben viel Stoff – und dieser sollte einen einigermaßen fließenden und schweren Fall haben, um nicht komplett abzustehen. Leider kann ich nichts Genaues über die Materialzusammensetzung meines Wollstoffes sagen, weil er ohne nähere Angaben verkauft wurde. Für Größe S habe ich 2,40 Meter benötigt.
Größenauswahl
Die Schnitte von Ann Ringstrand sind ja bekanntlich eher oversized, weshalb ich im Zweifel immer die kleinere Größe nehmen würde. Mit Größe S bin ich sehr gut gefahren – das entspricht einer 36-38. Was ich sehr angenehm finde: Die Schnittmuster-Bögen sind sehr übersichtlich bedruckt, so dass man nicht mit der Lupe nach der richtigen Größe suchen muss. Die werden übrigens in sechs Größen – von XS bis 2XL – angeboten.
Nähherausforderungen
Das Schnittmuster war für mich zunächst etwas unverständlich, weil ich mir über die Verarbeitung des asymmetrischen Vorderteils nicht im Klaren war. Wie werden die beiden separaten Vorderteile zusammengenäht? Wie wird die Hose überhaupt geschlossen?
Die Anleitung finde ich eher mau, sie konzentriert sich auf die beiden Nahttaschen. In der bebilderten Anleitung hatte mich zudem irritiert, dass die Abbildungen zum Teil nicht mit den Schnittteilen korrespondieren.
Um eine bessere Vorstellung zu bekommen, habe ich die Hose zunächst aus einem alten Bettbezug probegenäht. Dabei wurde klar, dass die Verarbeitung doch recht einfach ist. Ich habe die beiden Hosenbeine mit der Overlock versäubert, zusammengenäht und dann den Schritt geschlossen. Hier ein Foto vom Innenleben der Vorderseite:
Wie Du siehst, gibt es keinen Reißverschluss. Durch zwei Knöpfe wird die Hose geschlossen. Zwischen dem Übertritt und dem Untertritt ist quasi ein “Loch”, was beim Tragen aber nicht stört.
Damit die Hose im Bündchenbereich gut sitzt, empfehle ich eine feste Einlage. Denn schließlich muss das Bündchen viel Stoff halten.
(Nachtrag: Das Bündchen stand bei mir zunächst stark ab, was ich durch Bügeln korrigieren konnte. Ich würde den Formbund beim nächsten Mal stärker gebogen zuschneiden.)
Bei den seitlichen Hosentaschen habe ich mich nicht an die Anleitung gehalten, sondern zwei normale Taschenbeutel zugeschnitten und diese ins Bündchen genäht. Bei Ann Ringstrand sitzt die Tasche tiefer und wird aus einem Schnitteil zugeschnitten. Ich mag es aber nicht, wenn die Taschenbeutel lose herumbaumeln. Ins Bündchen gefasst sitzt die Tasche meines Erachtens besser.
Zum Schluss noch die obligatorische Ansicht von hinten. Hier kommt der Hosencharakter deutlicher zum Vorschein als von vorne:
Zum MeMadeMittwoch im Dezember begrüßt heute Jeanette. Danke Jeanette und danke an das Team!
Ich wünsche Euch eine gute Woche!
Eure Julia
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Hallo Julia,
Lieben Dank für Dein Bild zu dem “Verschluß” bei dem Hosenrock. Nirgends konnte ich zu dem Schnitt von AR ein Bild dazu finden.
Deine Kombi sieht wunderbar aus.
Weiterhin viel Freude beim nähen und einen guten Rutsch ins 2025 wünscht Dir
Christiane
Ein sehr schickes und der Ausstellung mehr als gerecht werdendes Outfit. Sieht richtig gut aus.
Die Hose ist sehr gelungen und das Buch mit seinen Schnitten begegnet einem aktuell ja durchaus häufig. Ich meine deine Kritik hinsichtlich Anleitung in einem Beitrag vom November MMM auch schon gelesen zu haben. Ich kann mich nur gerade nicht erinnern, bei wem?
solch weite Hosen mit Überlappung gefallen mir auch sehr. Ich hatte mal einen ähnlichen Schnitt – allerdings ohne die Assymetrie von Burda genäht. Wurde als Hosenrock deklariert und ich hatte eine sommerliche Viskose verwendet. Überlege nun, ob sich der Schnitt auch für etwas winterlichere Stoffe eignen würde. Mal schauen! Vielen Dank für deine Inspiration.
LG Miriam
Hallo Miriam,
ja, diese Hosen mit Überlappung sind gerade “in”. In der Burdastyle vom November 2024 habe ich eine solche Hose gesehen. Allerdings mit schmalerem Bein. Das wirkte eher wie eine Hose, während ich in der Archer Trouser mehr den Hosenrock sehe. Bei Burda hat die Hose in der Po-Naht einen nahtverdeckten Reißverschluss. Das gefällt mir an dem Schnitt von Ann Ringstrand sehr gut: kein Reißverschluss und die Hose hält trotzdem!
Ich kann mir vorstellen, dass Du auch mit einem winterlichen Stoff ein gutes Ergebnis erzielst, solange der Stoff einen guten Fall hat. Viel Glück jedenfalls!
LG Julia
Super schick, dein Outfit. Ich finds witzig, dass du deine Kleidung passend zur Kunst in der Ausstellung ausgewählt hast. Das wirkt sehr stimmig alles auf den Fotos.
Hallo Kathrin,
ich habe mir schon einige Male passende Outfits zu Ausstellungen genäht. Das ist immer eine besondere Herausforderung und der Ausstellungsbesuch macht noch mehr Spaß. Als nächstes stehen “Die neue Sachlichkeit” in der Kunsthalle Mannheim und “Yoshitomo Nara” im Museum Frieder Burda auf dem Programm. Hier fehlen mir leider noch Outfit-Ideen und könnte zeitlich knapp werden. 😉
LG Julia
Liebe Julia,
ein Outfit ganz nach dir. Clean, elegant und mit dem gewissen Etwas. Dankeschön für deine ausführliche Schnittmusterbeschreibung. Beim Ansehen der Bilder hat mich der fehlende RV überrascht. Aber du schreibst ja, dass es kein Problem sei.
LG Birgit
Liebe Birgit,
die Überlappung ist so groß, dass es wirklich keinen Reißverschluss braucht. Diese simple Lösung gefällt mir an dem Schnitt sehr gut. Ich denke, die größte Herausforderung ist hier die richtige Stoffauswahl.
Herzliche Grüße
Julia
Hosen mit dieser Art von schrägem Wickel vorne habe ich in letzter Zeit öfter gesehen. So oft, bis ich sie auch cool fand und das Modell der Fibremood auf meine Nähliste gesetzt habe 😉 Vielleicht sollte ich doch nochmal Schnitt wechseln, dein Modell gefällt mir fast besser. Viel macht da sicher der Stoff aus. Ich habe einen Wollstoff mit Microfaser-Beimischung, der sollte hoffentlich einen ähnlich schönen Fall haben wie dein Wollstoff. Danke auch für die Tipps zur Verarbeitung.
Liebe Grüße, heike
Liebe Heike,
dann bin ich gespannt auf Dein Nähprojekt. Den FibreMood-Schnitt muss ich mir noch mal raussuchen, weil ich ihn gerade nicht vor Augen habe. Mir war neulich ein ähnlicher Schnitt in der November-Burda aufgefallen. Allerdings mit weniger Raffinesse als bei Ann Ringstrand, wie ich finde.
LG Julia
Liebe Julia,
dein Outfit sieht toll aus und die Ausstellung bietet die perfekte Kulisse für Fotos.
LG, Heike
Liebe Heike,
die Ausstellung hat mir sehr gut gefallen. Das Museum bietet darüber hinaus auch noch eine große Glassammlung, die ebenfalls sehenswert ist.
LG Julia
Diese Hose ist wirklich richtig toll, ich mag ja solche weiten Hosen sowieso sehr, sehr. Und das Foto mit Bluse und Gemälde im Hintergrund, einfach der Knaller, lieben Gruß, Anja
Deine Variante der Hose gefällt mir sehr gut, sonst fand ich die gesehenen Varianten zu derb irgendwie. Deine RichterBluse mag ich so sehr, der Stoff ist ein Traum.
Hallo Jeanette,
vielen Dank! Leider lassen sich schwarze Stoffe ja nicht so gut fotografieren. Ich habe auf Instagram ein Video gepostet, das vielleicht noch etwas aufschlussreicher ist – zumindest was den Fall des Stoffes anbelangt.
Liebe Grüße und bis bald
Julia
Liebe Julia, auf deinen Post war ich gerade besonders gespannt, denn die Hose liegt zugeschnitten in meinem Nähzimmer und kommt nach dem Weihnachtskleid an die Reihe. Ich bin gespannt, wie gut ich mit der Anleitung zurecht komme, denn ich hatte beim ersten Buch immer wieder Schwierigkeiten, zu folgen. Ich find die Beschreibungen immer sehr dürftig.
Aber schon beim Schnitt kopieren hatte ich ein Problem. Beim Bund kann man eigentlich nicht erkennen, welche Markierungen für welche Größe vorgesehen ist. Vor allem da, wo mehrere Markierungen kurz nebeneinander liegen. Ich hab jetzt die übernommen, die mir am schlüssigsten erschienen, halte mich im Zweifel dann aber nicht dran.
Den Hinweis mit den Taschenbeuteln finde ich hilfreich. Ich hab zwar schon die Taschen zugeschnitten, aber vielleicht kann ich die trotzdem irgendwo einfassen (?).
Die Kombination mit der farbenfrohen Bluse finde ich sehr gelungen. Sieht super elegant an dir aus.
Liebe Grüße Anke
Hallo Anke,
ich hoffe, dass Du mit dem Nähen klarkommst. Sonst melde Dich gerne. Jetzt, wo ich Deinen Kommentar zum Bund lese fällt mir noch ein wichtiger Hinweis ein: Ich würde den Hosenbund im Nachhinein als Formbund etwas mit mehr Rundung zuschneiden. Bei mir stand er zunächst ab und wir haben das beim Nähwochenende durch Bügeln in Form gebracht. Die Markierungen am Bund finde ich eigentlich nicht so relevant, das Bündchen muss ja nur lang genug sein. Die Taschenverarbeitung erschien mir etwas umständlich und ich finde es immer besser, die Beutel ins Bündchen zu fassen. Das habe ich im Hosenvideo von Pinsel-Inge abgeschaut.
Ich bin sehr gespannt auf Deine Hose!
LG Julia